Gründe für das Legen einer Sonde
Wenn ein Säugling und Kleinkinder nicht essen will oder kann und eine entsprechende medizinische Indikation besteht, ist eine Nahrungssonde sinnvoll. Nur so kann die Versorgung des Kindes mit lebenswichtigen Nährstoffen gewährleistet werden.
Problematisch wird die Nahrungssonde, wenn das Kind nach Ablauf der medizinischen Notwendigkeit weiterhin die orale Nahrungsaufnahme verweigert. Dies trifft vor allem auf Frühgeborene oder auf Säuglinge zu, die sich postpartal einem chirurgischen Eingriff unterziehen mussten. Durch ihre besonderen Gesundheitsbedingungen haben sie das Essen nicht wie andere Gleichaltrige erlernen können und haben oft mit massiven Entwicklungsverzögerungen zu kämpfen.
Das Problem mit der Sonde
Wenn ein Baby oder Kleinkind für längere Zeit auf eine enterale Ernährung durch eine Nasenmagen-, Gastrostomie- oder Jejunalsonde angewiesen ist, kann es zu einer emotionalen und physischen Sondenabhängigkeit oder Sondendependenz kommen. Bei der Sondendependenz handelt es sich folglich um eine iatrogen beeinflusstes Störungsbild, das Kind und Eltern gleichermaßen unter großen emotionalen Druck setzt.
Dennoch findet das Thema Sondendependenz derzeit noch recht wenig Beachtung in der medizinischen und entwicklungspsychologischen Forschung. Deshalb legen viele Mediziner eine Sonde bei entsprechender Indikation für Wochen oder Monate – jedoch ohne entsprechende psychotherapeutische Begleitung. Auch wird den Eltern selten eine Perspektive aufgezeigt, wie lang die Sonde liegen und wann sie entfernt wird.
Viele Ernährungssonden werden mit klarer Indikation für einige Monate platziert, ohne jedoch oftmals eine gezielte therapeutische Begleitung oder genaue Exit-Strategie zu haben.
Mögliche Folgen der Sondenernährung
Da es sich bei der Sondenernährung nicht um eine natürliche Ernährungsform handel, kommt es bei vielen Kindern zu exzessivem Erbrechen oder dem Heraufwürgen der Nahrung. Zudem haben viele mit einer Sondendislokationen oder dem Aufsteigen der Magensäure in die Speiseröhre zu kämpfen. Es kommt häufig zu Hautreizungen und -entzündungen.
Vor allem aber weisen die meisten Kinder eine verminderte orale Autonomie auf, da sie in der Regel nicht erlernt haben, sich selbstständig zu ernähren. So ist ihnen auch ein Hunger- oder Sättigungsgefühl unbekannt. Nicht selten reagieren sie deshalb auf Fütterversuche mit massivem Widerstand.
Aus diesem Grund ist eine psychologisch fundierte und therapeutisch begleitete Sondenentwöhnung für Kind und Eltern sinnvoll.
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