Medizinische Traumata
Nach einer langen Phase von pädiatrisch-medizinischem Stress hat sich häufig ein stetiges Gefühl der Bedrohung beim Säugling verfestigt. Einige Säuglinge und Kleinkinder bleiben in einem Zustand hoher Erregung, um sich vor erneuten traumatischen Erlebnissen zu schützen. Sie sind dann oft unruhig, können sich nicht so gut auf ein soziales Spiel einlassen und wirken schreckhaft. Häufiger sehen wir, dass dieser Zustand Säuglinge schnell erschöpft – und es kommt dann zu einer gegenteiligen Reaktion: Sie schalten ab. Diese Säuglinge sind eher zurückgezogen, lassen sich ebenfalls nur schwer in ein soziales Spiel einbeziehen und wirken oft passiv und zum Teil teilnahmslos. Was beide Gruppen von Kindern eint, ist der Versuch, Erregung beispielsweise bei Hunger, im Spiel oder bei therapeutischen Übungen zu vermeiden. Im Rahmen der affektiven Reanimation soll der Säugling wieder einen Zugang zu seinem Gefühlsleben entwickeln. Gefühle, die nicht bekannt oder noch nicht entwickelt sind, werden im Rahmen der therapeutischen Begleitung gefahrlos erkundet. Die mit den Gefühlen einhergehenden Erregungen werden in einem behutsamen Prozess und in tolerabler Dosis bei therapeutischer Begleitung wieder ermöglicht. So nimmt die Toleranz für Erregung bei Freude, Ärger, Traurigkeit oder Interesse wieder zu und der Säugling kann seine Gefühle wieder adaptiv nutzen. Damit ermöglichen wir dem Säugling, wieder an seine Entwicklungsaufgaben anzuknüpfen und sich emotional, kognitiv und motorisch weiterzuentwickeln.
Sie haben Fragen zum Konzept der affektiven Reanimation? Dann finden Sie in der Zeitschrift „Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie“ das Konzept mit einem Behandlungsbeispiel.